Die Aufregung war gross, als der spanische Wetterdienst Aemet eine orangene Unwetterwarnung für Málaga herausgab. Doch was folgte, war ein laues Lüftchen, zumindest verglichen mit den düsteren Prognosen. Die Warnung wurde vorzeitig aufgehoben, nachdem die erwarteten Regenmengen bei weitem nicht erreicht wurden.
Regen ja, Apokalypse nein
Zugegeben, es hat geregnet. In der Serranía de Ronda fielen bis zu 28 Liter pro Quadratmeter, wobei der Grossteil davon in einem kurzen, heftigen Schauer niederging. Auch in Ronda und Marbella wurden nennenswerte Mengen gemessen. Doch von den befürchteten 30 Litern pro Quadratmeter, die die Alarmstufe Orange ausgelöst hatten, war man weit entfernt. Ein Blick auf die Daten von Hidrosur der Junta de Andalucía bestätigt das Bild: punktuelle, teils heftige Schauer, aber keine flächendeckende Katastrophe.
Vorsichtsmassnahmen als Reflex
Die Kommunen reagierten reflexartig. Torremolinos, Benalmádena und Alhaurín de la Torre schlossen Parks, sagten Veranstaltungen ab und versetzten ihre Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft. Der Málaga CF liess die Trainingseinheiten seiner Jugendmannschaften ausfallen. Verständlich, möchte man meinen, lieber einmal zu viel als zu wenig. Doch stellt sich die Frage, ob diese Massnahmen nicht überzogen waren.
Wetterprognosen
Die Krux liegt in der Natur der Wettervorhersage. Sie ist eine Wissenschaft, ja, aber eben auch keine exakte. Modelle werden gefüttert mit Daten, Berechnungen angestellt, Wahrscheinlichkeiten errechnet. Doch das Wetter ist ein chaotisches System, unberechenbar und launisch wie ein Teenager. Und so kommt es, dass Prognosen oft daneben liegen, mal mehr, mal weniger.
Die Gratwanderung der Verantwortung
Niemand möchte die Verantwortung für Schäden oder gar Verletzte übernehmen, die durch ein vermeidbares Unwetter entstanden sind. Doch die Reaktion auf Wetterwarnungen darf nicht in blinden Aktionismus ausarten. Es braucht Augenmass, eine realistische Einschätzung der Lage und vor allem eine offene Kommunikation mit der Bevölkerung. Panikmache ist fehl am Platz. Vielleicht sollte man in Zukunft lieber auf Gelb statt Orange setzen – im übertragenen Sinne, versteht sich.