Die Ausbreitung der Vogelgrippe zwingt das spanische Landwirtschaftsministerium zu drastischen Maßnahmen. Nachdem bereits in fast 1.200 Gemeinden die Freilandhaltung von Geflügel untersagt wurde, gelten nun landesweit verschärfte Auflagen. Aber was bedeutet das konkret?
Was ist die Vogelgrippe überhaupt?
Veterinärmediziner kennen sie schon lange. Der aktuelle Ausbruch, der sich global ausbreitet, wurde 2021 entdeckt und als Variante 2.3.4.4b des Subtyps H5N1 identifiziert – hoch ansteckend und bereits seit 1996 bekannt. Das Virus hat sich bis in die entlegensten Winkel der Erde ausgebreitet, sogar bis in die Antarktis. Weltweit hat diese Variante laut vorliegenden Daten bereits über 350 Vogelarten und mehr als 50 Arten von Meeressäugetieren und Landsäugetieren infiziert, auch vereinzelte Übertragungen auf den Menschen sind bekannt. Ein bedeutender Hotspot waren US-amerikanische Milchviehbetriebe, wo sich das Virus 2024 in 16 Bundesstaaten ausbreitete.
Wie äußert sich die Vogelgrippe bei Vögeln?
Infizierte Tiere zeigen Symptome wie Fieber, Appetitlosigkeit, Atemwegsprobleme (Niesen, Nasenausfluss) und Durchfall. Besonders aggressive Varianten können zu plötzlichem Tod und hoher Sterblichkeit führen, in manchen Fällen sogar bis zu 100% bei Hausgeflügel.
Wie gefährlich ist die Vogelgrippe für Menschen?
Infektionen beim Menschen sind selten, aber möglich. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten Oberflächen.
Seit der Entdeckung des Virus 1996 in China wurden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über 1.000 Fälle von H5N1-Vogelgrippe beim Menschen in 23 Ländern gemeldet, vor allem in Asien und den USA.
Die gute Nachricht: Laut der Spanischen Gesellschaft für Epidemiologie ist das Risiko einer Übertragung von Vögeln auf Menschen „sehr gering“ und „selten“. In Spanien selbst gab es bisher keine bestätigten Fälle von Vogelgrippe beim Menschen. Im Herbst 2022 wurden zwar zwei Mitarbeiter eines Geflügelhofs in Guadalajara positiv getestet, spätere Analysen ergaben jedoch, dass es sich nicht um tatsächliche Infektionen handelte, sondern lediglich um den Kontakt mit genetischem Material des Virus in der Umgebung.
Welche Schutzmaßnahmen gelten aktuell in Spanien?
Um die Ausbreitung zu stoppen, hat das Landwirtschaftsministerium eine Reihe von Maßnahmen ergriffen:
- Verbot der gemeinsamen Haltung von Enten und Gänsen mit anderen Geflügelarten.
- Verbot der Wasserversorgung von Geflügel aus für Wildvögel zugänglichen Behältern, es sei denn, das Wasser wurde behandelt, um mögliche Vogelgrippeviren zu inaktivieren.
- Schutz von notwendigen Wasserstellen im Freien vor Wildvögeln.
- Verbot der Anwesenheit von Geflügel auf Tiermärkten, Ausstellungen oder ähnlichen Veranstaltungen.
- Wenn die Stallpflicht nicht möglich ist, können die Behörden die Freilandhaltung unter Verwendung von Vogelschutznetzen oder ähnlichen Vorrichtungen genehmigen. In diesem Fall müssen die Tiere im Inneren oder in einem geschützten Bereich gefüttert und getränkt werden, der den Zugang von Wildvögeln verhindert.
Die autonomen Gemeinschaften können Ausnahmen von diesen Maßnahmen festlegen.
Welche Regionen sind besonders betroffen?
Laut dem Landwirtschaftsministerium sind Putenfarmen am stärksten gefährdet. Besonders gefährdet sind Betriebe in der Nähe von Feuchtgebieten entlang großer Vogelzugrouten und in Küstennähe, wo Wildvögel und Geflügelbetriebe aufeinandertreffen.
Die Maßnahmen betreffen vor allem Katalonien, Kastilien und León sowie Andalusien, wo in den letzten Monaten die meisten Fälle festgestellt wurden, gefolgt von der Valencianischen Gemeinschaft, Aragonien und Extremadura.
Welche wirtschaftlichen Folgen sind zu erwarten?
Die Vogelgrippe-Ausbrüche in Europa belasten bereits die Geflügelwirtschaft und den Markt. Eier haben sich im letzten Jahr am stärksten verteuert (durchschnittlich 31 %), so Daten von Facua. Das Nationale Statistikinstitut (INE) beziffert den Anstieg auf rund 15,9 %.
Der Landwirtschaftsminister appellierte an die Produzenten und Händler, nicht „mit dem Preis und der Situation zu spekulieren“. Der Sektor führt den Preisanstieg auf die Anfang des Jahres eingeführten Kontrollmaßnahmen, den Anstieg der Exporte und die Angst vor einer möglichen Produktknappheit zurück. Die wichtigsten Geflügelproduzenten des Landes schließen jedoch ein Versorgungsrisiko aus.
Gibt es finanzielle Hilfen für die Landwirte?
Die Landwirte fordern finanzielle Unterstützung für die wirtschaftlichen Folgen der Virusausbreitung. Laut COAG kann dies den Ruin bedeuten. Einige Betriebe benötigen zwischen einem halben und zwölf Monaten, um wieder in den Normalbetrieb zurückzukehren. Die Regierung versichert, dass es EU-Hilfen gibt, die nach Abschluss der Reinigungsmaßnahmen in den Betrieben beantragt werden können.
Quelle: Spanisches Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung
