In Madrid hat ein aufsehenerregender Gerichtsprozess begonnen, der die kriminellen Machenschaften einer mutmaßlichen schwedischen Mafia-Organisation beleuchtet und dabei auch Schatten auf die idyllische Küstenstadt Marbella wirft. Den Angeklagten wird vorgeworfen, Teile von Marbella „besessen“ zu haben – ein dramatischer Vorwurf, der auf weitreichende kriminelle Aktivitäten wie Drogenhandel, Geldwäsche und Gewalt hindeutet.
Der Prozess, der am 25. Mai 2025 Fahrt aufnahm, zieht Kreise bis in höchste lokale Ebenen. Berichten zufolge sollen Joakim Peter Broberg und sein inzwischen verstorbener Vater, Lars Gunnar Broberg (der Ehemann der Bürgermeisterin), über 7 Millionen Euro aus mutmaßlichem Drogenhandel gewaschen haben. Diese Summe soll im Rahmen von sechs separaten Geldwäscheoperationen bewegt worden sein, wobei Lars Broberg persönlich in drei dieser Transaktionen im Wert von 6,4 Millionen Euro involviert gewesen sein soll.
Die Staatsanwaltschaft fordert für J.P.G. der beschuldigt wird, das „schwedische Netzwerk“ geleitet zu haben, eine Haftstrafe von 18 bis 22 Jahren und eine Geldstrafe von über 30 Millionen Euro. Das Netzwerk soll Cannabis und Haschisch aus Marokko nach Spanien geschmuggelt und von dort weiter nach Frankreich und Schweden transportiert haben. Ein zentrales Element der Geldwäsche war demnach der Kauf einer Luxusvilla in Vega del Jaque, Benahavis, für fast 3 Millionen Euro in bar, abgewickelt über eine in Gibraltar ansässige Firma. Zudem sollen zwei Immobilienbüros im Einkaufszentrum Plaza de Marbella genutzt worden sein, um Drogengelder zu waschen.
Die Verteidigung von B. wies die Anschuldigungen zurück und warf vor, eine „prospektive Untersuchung“ durchgeführt zu haben, die nicht auf bestehenden Beweisen basierte, sondern darauf abzielte, Beweise für ein Verbrechen zu finden – eine Vorgehensweise, die das Gesetz untersagt.
Der Prozess, bei dem J.P.G. zusammen mit 20 weiteren Personen auf der Anklagebank sitzt, hat bereits Geständnisse von 11 der Angeklagten verzeichnet. Die Ermittlungen in diesem Fall begannen bereits 2019, nachdem ausländische Behörden um die Überwachung von Personen ersucht hatten, die unter Verdacht standen. Abgehörte Telefongespräche und Überwachungen sollen Brobergs angebliche Rolle als Schlüsselfigur im Drogenhandel von der Costa del Sol aufgedeckt haben. Ihm werden auch Kontakte zu einem Beamten der lokalen Polizei Marbellas vorgeworfen, der ihm gegen Bezahlung vertrauliche Informationen zugespielt haben soll.
Dieser gigantische Prozess ist nicht der einzige, der die Costa del Sol als Hotspot der organisierten Kriminalität in den Fokus rückt. Die Region, oft als „Wall Street des Verbrechens“ bezeichnet, ist aufgrund ihrer strategischen Lage und ihres luxuriösen Ambientes ein bevorzugter Stützpunkt für internationale kriminelle Organisationen. Die spanische Justiz ist entschlossen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und ein klares Zeichen gegen die Verflechtung von Kriminalität und lokalen Strukturen in Marbella zu setzen.