Die Opfer suchten Zuflucht an der Costa del Sol, nachdem man bereits in Schottland versucht hatte, sie in Schießereien inmitten eines Clan-Kriegs zu töten
Todesurteil mit Ansage
Das Todesurteil, das am vergangenen Samstagabend in Fuengirola vollstreckt wurde, war schon lange zuvor gefällt worden. Die Geschichte beginnt bereits 2017 in Schottland, als Ross Monaghan, eines der Opfer der Schießerei, nur knapp einem ersten Mordversuch entkam.
Am Morgen des 16. Januar 2017 ereignete sich vor der St. George Grundschule in Penilee, Glasgow, ein spektakulärer Anschlag. Ein Auftragskiller hatte sich als Vater verkleidet und schob einen Kinderwagen, um zwischen den anderen Eltern nicht aufzufallen. Als er Ross Monaghan erreichte, der gerade seine Tochter zur Schule gebracht hatte, feuerte er zweimal auf ihn. Monaghan trug eine kugelsichere Weste – nur ein Geschoss traf ihn in die Schulter.
Der Täter, der eine dunkle Wollmütze und einen um das Gesicht gewickelten Schal trug, schob einen zusammenklappbaren vierrädrigen Kinderwagen, um sich unter den Eltern zu tarnen.
Flucht nach Spanien
Drei Tage nach dem Attentat wurde Ross Monaghan am Flughafen Glasgow gesehen, kurz bevor er einen Flug nach Málaga bestieg. Er suchte Zuflucht an der Costa del Sol – doch seine Vergangenheit holte ihn ein.
Die tödliche Nacht in Fuengirola
Am vergangenen Samstag saß Monaghan mit seinem Freund Eddie Lyons Jr. in der Bar „Monaghan“ in Fuengirola – ein Lokal, das denselben Namen trägt wie das Opfer, wobei unklar ist, ob eine Verbindung besteht. Als ein maskierter Schütze mit Kapuze und Tuch vor dem Gesicht das Lokal betrat und Eddie Lyons Jr. vor seinen Augen hinrichtete, sprang Ross wie eine Feder vom Tisch auf.
Er rannte ins Innere des Lokals und suchte verzweifelt nach einem Versteck. Doch er schaffte es nicht bis zur Toilette. Der Täter erschoss ihn mitten im Lokal, während sich die Kellner voller Panik hinter der Theke versteckten.
Hintergrund: Jahrzehntelanger Clan-Krieg
Beide Opfer gehörten laut der schottischen Presse zu Gangster-Clans, die seit Jahrzehnten um die Kontrolle des Drogenhandels kämpfen. Die örtlichen Ermittler der Udyco-Costa del Sol kannten die Verstorbenen genau – sie hatten keine größeren Schwierigkeiten bei der Identifizierung, obwohl diese keine Ausweise bei sich trugen.
Ross Monaghan war des Mordes an Kevin „Gerbil“ Carroll angeklagt worden, einem Mitglied des rivalisierenden Daniel-Clans. Carroll wurde 2012 auf dem Parkplatz eines Supermarkts in Robroyston, einem Stadtteil von Glasgow, mit 13 Schüssen getötet. Sein Mord blieb ungesühnt – zumindest vor der Justiz.
Auch Eddie Lyons Jr. war bereits 2010 Opfer eines bewaffneten Angriffs geworden, bei dem er verletzt wurde. Dies geschah bezeichnenderweise nur Tage vor Carrolls Ermordung.
Eskalation der Gewalt
Laut BBC ereignete sich der Doppelmord von Fuengirola inmitten einer Serie von Überfällen, Schießereien und Brandanschlägen in Glasgow und Edinburgh seit März, die zu mehr als 30 Festnahmen geführt haben.
Die Behörden befürchten, dass die Morde in Spanien Vergeltungsmaßnahmen nach sich ziehen und die Gewaltspirale, in der sich diese Clans befinden, weiter anheizt. Die schottische Presse bezeichnet das Geschehen als typisch für „Gangland“ – ein Begriff, der bereits zu Dokumentationen und Fernsehserien inspiriert hat.
Die Ermittlungen zu dem als „Hinrichtung in Perfektion“ bezeichneten Doppelmord dauern an.