In Marbella flammt eine altbekannte Kontroverse wieder auf: Die Zukunft der Pferdekutschen. Was 2020 noch nach einem baldigen Aus für die romantischen Gefährte aussah, hat sich nun in eine Verlängerung der Lizenz für weitere 20 Jahre verkehrt. Ein Beschluss, der nicht nur Befürworter, sondern vor allem Kritiker auf den Plan ruft und die Frage aufwirft, ob Tradition über Tierwohl gestellt werden darf.
Das Ende vom Anfang?
Erinnern wir uns: Noch vor fünf Jahren verkündete die Stadtverwaltung vollmundig, die 19 bestehenden Lizenzen aufkaufen und die Kutschfahrten innerhalb von drei Jahren abschaffen zu wollen. Eine Entschädigung von 30.000 Euro pro Lizenzinhaber stand im Raum. Begründet wurde dieser Schritt damals zwar nicht explizit mit dem Wohl der Tiere, sondern mit den „Problemen“, die sich aus dem Betrieb der Kutschen ergeben hätten. Doch die Richtung schien klar.
Kehrtwende mit Folgen
Von diesen Plänen ist nun kaum noch etwas übrig. Stattdessen wurde eine neue Verordnung verabschiedet, die den Betrieb der Pferdekutschen für die nächsten zwei Jahrzehnte sichert. PP und Vox stimmten dafür, während die Sozialisten dagegen votierten. Eine Entscheidung, die den Protest von Tierschutzorganisationen und besorgten Bürgern hervorrief.
Widerspruch ungehört
Im Rahmen der öffentlichen Auslegung der Verordnung gingen zahlreiche Einwände ein. Tierschutzorganisationen wie Ecologistas Malaka, Pacma Málaga und die Fundación Rescue Group for Spanish Animals (RGSA) forderten unter anderem ein Verbot der Kutschfahrten, zumindest bei Temperaturen über 32 Grad Celsius. Auch die Einhaltung von Standards für die Standplätze der Kutschen, ein Verbot von Peitschen und die Sicherstellung einer adäquaten Hufbeschlagung wurden angemahnt.
Doch die Stadtverwaltung zeigte sich weitgehend unbeeindruckt. Lediglich eine Detailänderung wurde akzeptiert: Pferde dürfen nun in kleinen Mengen hochverdauliche Nahrung wie Heu oder Obst auf offener Straße erhalten. Alle anderen Einwände wurden abgewiesen.
Die Details der neuen Verordnung
Die neue Verordnung stuft die Pferdekutschen als „Dienstleistung von öffentlichem Interesse“ ein und knüpft ihren Betrieb an eine kommunale Lizenz. Diese Lizenzen sind auf maximal 20 Jahre befristet, um die „Amortisation der getätigten Investitionen“ zu gewährleisten. Die Tarife sind festgelegt: 30 Euro für eine halbe Stunde, 50 Euro für eine Stunde und 60 Euro pro Stunde für Buchungen zu Veranstaltungen.
Die Gesundheit der Pferde soll durch tierärztliche Gutachten im Abstand von sechs Monaten sowie die Registrierung in einem zentralen Register sichergestellt werden. Das Alter der Tiere ist auf 4 bis 18 Jahre begrenzt, wobei eine Verlängerung bis zum 23. Lebensjahr unter bestimmten Bedingungen möglich ist. Auch regelmäßige Ruhephasen von mindestens zwei Stunden pro achtstündigem Arbeitstag sind vorgeschrieben.
Ein Blick über den Tellerrand
Während Marbella an den Pferdekutschen festhält, gehen andere Städte andere Wege. In Málaga plant Bürgermeister Francisco de la Torre, die Kutschfahrten abzuschaffen. Barcelona hat sie bereits 2018 verboten. Somit steht Marbella nun isoliert da, was den Umgang mit den Pferden in der Stadt betrifft. Ob die neue Verordnung tatsächlich das Wohl der Tiere schützt oder lediglich eine Fortsetzung einer überholten Tradition darstellt, bleibt abzuwarten. Die Diskussion ist jedenfalls noch lange nicht beendet.